Montag, 15. August 2011

Work & Show

Ein recht feuchtes Wochenende liegt hinter uns, ganz im Norden Deutschlands, nicht weit von der dänischen Grenze entfernt. Zum zweiten Mal war "Work & Show" auf Gut Emkendorf ausgeschrieben, mit dem Hinweis, dass bei sehr großen Meldezahlen für den Workingtest am Sonntag die Teilnehmer bevorzugt werden, die auch ihren Hund zur Ausstellung melden.
Und bei solchen Gelegenheiten stellen dann auch einige Leute ihre Hunde im Ring vor, die sonst nie auf die Idee kämen, einen Hund auszustellen. Zu recht.
Schon vor zwei Jahren bei "Work & Show" war ich als Ringschreiberin eingeteilt, die vom Show-Richter die Beurteilung des jeweiligen Hundes diktiert bekommt. Jeder Teilnehmer bekommt dieses Schriftstück dann mit und weiß, was dieser Richter an seinem Hund gut oder eben auch nicht gut fand. Mein Fazit vor zwei Jahren war, dass ich, als Besitzerin und Züchterin von Hunden aus Arbeits-/ Field-Trial-Linien, einen solche Beurteilung NIE NIE NIE über meine Hunde lesen möchte.
Und trotzdem konnte ich auch dieses Mal wieder sehr gut die großen körperlichen Unterschiedebeim Labrador sehen, die mir ansonsten im gemeinsamen Training mit Hunden aus Show-/Standardlinien garnicht mehr auffallen. Das sind zwei Rassen geworden.
Ich gebe auch gerne zu, dass mir ein schöner, gut vorgestellter Showhund gefällt und die Entscheidung der norwegischen Richterin, eine noch sehr junge hellgelbe Hündin zur "Best of Breed" (BOB) zu machen, fand meine volle Zustimmung. Diese Hündin, hervorragend von ihrer auch noch sehr jungen Handlerin (14 Jahre vielleicht), vorgeführt, sah nicht nur gut aus, sie hatte auch eine Ausstrahlung, die sich garnicht richtig in Worte fassen läßt.
In vielen Beurteilungen, die ich geschrieben habe, steht drin, dass der jeweilige Hund an diesem Tage "nicht in bester Kondition" ist, was nichts anderes bedeutet, als das der Hund einige Kilo zuviel auf den Rippen hat. Es gibt durchaus Showrichter, die dies berücksichtigen und bei meiner Richterin führte das Übergewicht immer zur Abwertung des Hundes. Beim Beurteilen eines Labradors geht es nicht nur darum, dass der Hund "schön fett" ist, wie gerne in Kreisen der Arbeitsfraktion behauptet wird. Ein Showrichter guckt sich nicht nur das Gebäude des Hundes an, sondern ebenso das Haarkleid, die Winkelung von Vor- und Hinterhand, den Kopf, den Rutenansatz, die Rute überhaupt und bewertet das gesamte Erscheinungsbild. Und natürlich wird viel Wert auf eine gute Präsentation gelegt.
Und hier hat gerade die "Arbeitsfraktion" bei der Show am Samstag völlig versagt. Anscheinend war für alle das Motto gleich: "Ich gehe sowieso nie zur Show, deshalb muß ich meinen Hund auch nicht darauf vorbereiten." Das finde ich schlichtweg ignorant und einem Richter, der eine u.U. strapaziöse Anfahrt und ein langes, anstrengendes Wochenende durch dieses Richten hat, ungehörig. Auch diese Richterin, die an diesem Tag insgesamt 75 Hunde, zeitweise in strömendem Regen, zu richten hatte, hielt das, glaube ich, für eine Verschwendung ihrer Zeit.
Stellen wir uns, als Besitzer von Field Trial-Hunden, einmal vor, es kämen auf eine Arbeitsprüfung plötzlich ganz viele Teilnehmer, die sagen: mein Hund hat zwar noch nie ein Dummy apportiert, aber wir wollten uns trotzdem heute mal hier versuchen. Ist doch lustig........ Das wäre überhaupt nicht lustig, das kostet Zeit und würde nach einiger Zeit weder Richtern, noch Helfern, noch den anderen (vorbreiteten) Teilnehmern Freude machen.
Also, liebe Arbeitsleute, wenn ihr unbedingt meint, eure Hunde einmal im Showring präsentieren zu müssen, dann übt das Stehen vorher, das Präsentieren eures Hundes. Und zwar mehr als einmal in der heimischen Küche. Das soll auch schon beim Formwert geholfen haben.
Es gab viele "genügend"-Bewertungen für die Labradore der Arbeitslinien (es gibt keine Bewertung darunter, sonst wäre die an einige Hunde vergeben worden), was anscheinend einige Besitzer doch sehr überrascht hat. Aber unsere Hunde entsprechen eben nicht (mehr) dem Standard, wie ihn die FCI vorschreibt, da nehme ich meine garnicht aus. Keine Knochenstärke, schlechte Winkelungen, kaum Unterwolle, von den Köpfen müssen wir garnicht erst anfangen. Insofern hat sich die Richterin nur am Standard festgehalten, da kann sie garnicht anders, auch wenn sich einige wohl erhofft hatten, dass bei einer solchen Veranstaltung andere Maßstäbe gelten. In unseren Augen sind unsere Hunde doch die Schönsten und das ist auch richtig.
Unsere Hunde haben viele andere Qualitäten und einem Field Trialer beim Arbeiten einer anspruchsvollen Aufgabe zuzuschauen, macht MIR immer noch mehr Spaß (auch wenn ich den Job als Ringschreiber wieder gerne mache). "Our Show is in the field" - heißt der Zusatz im bekannten Schweizer "Haredale"-Zwinger von Verena Ommerli und das dem kann ich nach diesem Wochenende wieder einmal voll und ganz zustimmen.

BOB bei den Labradors (leider weiß ich den Namen nicht mehr) & die norwegische Richterin Eva Mjelde (rechts)

Zum Workingtest am Sonntag habe ich nicht viel zu sagen. Wir haben bestanden, mit 86 Punkten (Platz 10), wie fast immer ging bei der ersten Aufgabe etwas schief (die Richterin und ich redeten von unterschiedlichen Punkten, an denen das Dummy liegt), aber danach kam eine sehr interessante Aufgabe im hohen Rübenfeld, das meinen kleinen Hund fast verschluckte und danach eine sehr schwere Markierung geradeaus in eine ungemähte Wiese mit sehr hohem Gras (20 Punkte, auf die ich sehr stolz bin. Danke, Henny). Volle Punktzahl gab es auch für die letzte Aufgabe und danach gehörten wir mit zu den Ersten, die fertig waren. Den ganzen Nachmittag hatte es in Strömen geregnet, so etwas habe ich noch nie erlebt.


Wir stehen bei Aufgabe 1 (Petra Behringer) und schauen interessiert der quakenden Ente an der Wasserkante zu

Mehr Fotos von Doris Bittkow-Thiel gibt es hier zu sehen: Fotos

Hier geht es zu den Ergebnislisten

Dank geht auch hier an die Organisatoren dieses Wochenende, auch wenn ich nicht (mehr) vom Konzept "Work & Show" in dieser Form überzeugt bin.

Und noch ein denkwürdiges Erlebnis hatte ich am Samstag auf der Show: da wurde doch tatsächlich eine trächtige Hündin ausgestellt. Nach den VDH-Ausstellungsregeln ist das auch (leider) nur verboten, wenn die Trächtigkeit schon sichtbar ist (ich fand sie deutlich sichtbar, aber darüber lässt sich sicherlich streiten). Aber was jemanden dazu treibt, die Mutterhündin und die ungeborenen Welpen diesem Stress auszusetzen, werde ich bestimmt nicht verstehen, will ich auch nicht.........








1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Bravo Annette, du hast völlig recht!
Die "Field-Trail-Aussteller" hatten anscheinend nur ihren Startplatz beim WT im Sinn und sind leider völlig unvorbereitet in die Ausstellung gegangen. Ich kann die genervte Richterin verstehen, es war schrecklich anzusehen, wie die Leute ihre Hunde präsentiert haben, nämlich teilweise gar nicht.
Vielleicht steckt der Fehler im System - Auszustellen um einen Startplatz beim WT zu bekommen???
Aber am Ende, wenn alles zusammen gezählt wird, verlieren wir Field-Trailer dann ja doch ...
Lieben Gruß
Renate und Lucy (Miss Marples v.h. Haesdal)